Aggressives Verhalten bei kleinen Kindern

Was Aggression auslöst und wie Eltern und Betreuungspersonen damit umgehen können

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Wut und Gewalt – So reagieren sie richtig

Einige Kleinkinder werden schnell wütend und handgreiflich. Insbesondere wenn etwas nicht nach ihrem Kopf geht zeigen manche Sprösslinge einer schier unbändige Wut. Richtiges, konsequentes und dennoch stets liebevolles Verhalten ist in solchen Situationen gefragt, um diesem Verhalten zu begegnen. Viele Eltern sind beunruhigt, wenn ihr Kind gegenüber anderen Kindern oder ihnen selbst aggressives Verhalten aufzeigt. Meistens, jedoch keineswegs immer, ist die Aggression nur eine vorübergehende Phase.

Wie Eltern und Betreuungspersonen im Falle von Aggressionen bei Kindern reagieren sollten und welche Gründe die unbändige Wut haben kann, thematisieren wir in unserem Ratgeber. 

Aggressionen im frühen Kleinkindalter – Hintergründe und mögliche Ursachen

Tritt ein kleines Kind aggressiv auf, sollte zunächst hinterfragt werden, was der/die Auslöser für dieses Verhalten sein können. Selbstverständlich ist es Kleinkindern noch nicht möglich, die Gründe für sein Fehlverhalten selbstständig zu benennen. Kinder in diesem Alter werden oft schlicht und ergreifend von ihren Emotionen übermannt und sind erst viel später im Stande, die sich aufbauende Frustration zu kontrollieren. Ein typisches Beispiel hierfür sind die Trotzanfälle, die bei manch einem kleinen Exemplar sehr ausgeprägt sein können.

Manche Eltern ziehen gar den Vergleich mit Dr. Jecyll und Mr. Hyde: Das liebste Kind kann in einem Trotzanfall zu einem kleinen Monster werden – ohne dass es diese überbordende Emotion auch nur im entferntesten kontrollieren kann. Zunächst so harmlos.

Zeigt sich ein Kind jedoch öfter aggressiv, sollte man vorab alle psychischen wie organischen Ursachen ausschließen lassen. Kinder, deren Sprachentwicklung nicht optimal verläuft und die demnach wenig Möglichkeit haben, sich verbal auszudrücken, neigen öfter zu Aggressionen als Kinder mit einer guten Ausdrucksfähigkeit. Auch Probleme beim Hören oder Sehen können sich auf diese Weise zeigen.

Aggressionen bei kleinen Kinder können sehr viele Ursachen haben und müssen daher immer abgeklärt werden. Auch andere Faktoren wie das Erziehungsverhalten der Eltern oder anderen dem Kind nahestehenden Personen sowie weitere Faktoren haben erheblichen Einfluss auf das soziale Verhalten von Kindern.

Wie rechtzeitig Handlungsbedarf erkennen

Sicher fragen Sie sich nun, wie Sie rechtzeitig erkennen, wann Sie als Eltern handeln müssen. Zeigt ihr Kind ein sehr ausgeprägtes Trotzverhalten, sprich, wirft es sich beispielsweise auf den Boden, brüllt und trommelt mit den Fäusten, wenn es seinen Wille nicht bekommt, ist das noch lange kein Grund, sich ernsthafte Sorgen zu machen. Auch ein Schubsen nach einem anderen Kind oder weitere Arten des dissozialen Verhaltens gehören zum Großwerden – so bedauerlich es für uns Eltern auch sein mag – dazu.

Die wichtigste Regel lautet: Bleiben Sie unbedingt ruhig und konsequent in Ihrer Haltung. Ein Trotzanfall mag peinlich sein und Ihnen vor anderen Menschen die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Trotzdem wäre der denkbar schlechteste Weg, nachzugeben und Ihrem kleinen Trotzkopf alle Wünsche zu erfüllen.

Ablenkung und/oder ein Kompromiss sind die besten Ratgeber im Umgang mit bockigen Kindern. Versuchen Sie – so schwer es fallen mag – nicht selbst wütend zu werden, sondern ruhen Sie in sich.

Man wächst mit seinen Aufgaben und lernt nach und nach, mehr Ruhe auszustrahlen. Souverän gemeistert? Dann haben Sie allen Grund, stolz auf sich zu sein.

Mit dieser Art des Umgangs in schwierigen Phasen bleiben Sie ein verlässlicher, liebevoller und dennoch konsequenter Ansprechpartner für Ihr Kind. Glauben Sie uns: Es wird es Ihnen später danken.

Lassen Sie kleine Kinder und Haustiere nie alleine! Oft quälen Kinder Tiere völlig unbewusst.
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Wenngleich bei Verhaltensauffälligkeiten gründlich unterschieden werden muss, zeigen sich dennoch einige Auffälligkeiten, die bei äußerst aggressiven und straffällig gewordenen Jugendlichen bereits bis zu einem Alter von rund fünf bis sechs Jahren festzustellen waren.

Diese Kinder zeigten auch im Kindergartenalter kaum Emotionen oder Empathie anderen Kindern wie Tieren gegenüber. Ferner lassen sich sozial auffällige Kinder kaum in Gruppen integrieren. Auch körperliche Gewalt wie schlagen, beißen, treten usw. sind die gewählte Form des Umgangs mit anderen Kindern, um den eigenen Willen durchsetzen zu können.

Kinder- und Jugendpsychologen fanden heraus, dass viele der aggressiven Jugendlichen bereits als Kleinkinder keinerlei ängstliches Verhalten an den Tag legten. Auch das Quälen von Tieren kann ein Indiz für eine hochproblematische Entwicklung sein. Hierbei ist jedoch grundsätzlich zu unterscheiden, ob ein kleines Kind im Übermut der Katze am Schwanz zieht oder den Käfer aus Neugier und Entdeckungsgeist zu drückt, oder ob es das Tier als voller Absicht grausam quält, um es leiden zu sehen.

Grundsätzlich gilt: Lassen Sie Ihr Kind niemals mit einem Haustier allein. Kinder quälen Tiere meist völlig unwissentlich und müssen unbedingt behutsam auf den Umgang mit unseren flauschigen Lieblingen hingeführt werden. Unterbinden Sie jedes aggressive Verhalten einem Tier gegenüber konsequent und erklären Sie Ihrem Kind in aller Ruhe und ohne Strafe, dass Tiere genau wie wir Menschen Schmerzen und Furcht fühlen und wir uns liebevoll und konsequent um sie kümmern müssen.

Bei groben Auffälligkeiten: Rechtzeitig handeln

Zeigt Ihr Kind über einen längeren Zeitraum hinweg abnorme Verhaltensweisen, sollten Sie unbedingt einen Kinder- und Jugendpsychologen zur Rate ziehen.

Verhaltensauffälligkeiten, die rechtzeitung zusammen mit den Eltern behandelt werden, haben eine gute Heilungsbilanz und vermögen auch die Beziehung zwischen Eltern und Kind zu verbessern.  Durch rechtzeitiges Handeln und eine umfassende Behandlung ist es möglich, auch schwierige Fälle auf den richtigen Weg zu bringen.

Der häufigste Auslöser: Hilflosigkeit

So schockierend es klingen mag, aggressives Verhalten gehört zur Entwicklung des Kindes dazu. Ursache dafür sind vor allem Angst oder Frust. Klein- und Kindergartenkinder sind oft aus reiner Hilflosigkeit körperlich aggressiv. Da sie in ihrer Entwicklung noch nicht gelernt haben, wie eine vernünftige Kontaktaufnahme funktioniert, schlagen sie ein anderes Kind – sei es, weil es das Spielzeug bespielt, das es selbst gerade haben möchte oder schlichtweg der Aufmerksamkeit wegen.

Auch fehlen Kleinkindern häufig noch die sprachlichen Möglichkeiten, um eine Bitte oder ein Bedürfnis auszudrücken. Daher nehmen sie beispielsweise einem anderen Kind oft kurzerhand ein Spielzeug mit „Gewalt“ weg. In sehr vielen Fällen legt sich dieses Verhalten mit wachsender Sprachgewandtheit und zunehmenden Alter.

Sofort reagieren

Als Eltern müssen sie ihrem Kind immer wieder aufzeigen, dass es Dinge durch höfliche Bitten erreichen kann – ganz ohne aggressives Verhalten. Beißt oder schlägt ihr Kind grundlos ein anderes, sollten sie sofort dazwischen gehen, indem sie dies klar und bestimmt verneinen. Der kleine Raufbold muss sofort spüren, dass dieses Verhalten nicht in Ordnung ist.

Nehmen Sie ihr Kind für einen Augenblick aus der Situation heraus – für Kindergartenkinder reichen schon wenige Minuten. Der Gedanke dahinter: Das Kind lernt auf diese Weise, dass ein bestimmtes Verhalten bestimmte Konsequenzen hat.

Auf die Situation eingehen

Weint das andere Kind, so zeigen sie ihrem Kind den verursachten „Schaden“. Es soll erleben, dass es dem anderen Kind nicht gut geht. In der Regel ist eine Entschuldigung das Richtige, allerdings überfordert das die meisten Kleinkinder.

Ist Ihr Kind schon im Kindergartenalter und tut es ihm danach Leid, sollten Sie gemeinsam mit ihm zu dem angegriffenen Kind hingehen und sich entschuldigen. Anfangs werden Sie das vielleicht stellvertretend für Ihr Kind erledigen. Später kann es das auch selbst tun. Die Entschuldigungen ihres Kindes können durchaus anfangs aufgesetzt und gar nicht nach Mitgefühl klingen, aber der Lerneffekt wird dennoch nicht ausbleiben.

Konsequenzen

Auch wenn sie sich sehr über das Verhalten ihres Kindes ärgern, schreien sie ihr Kind nicht an und schlagen sie es unter keinen Umständen!

Auf diese Weise wird sich sein Verhalten nicht ändern. Schlimmer noch: Ihr Kind wird meinen, dass verbale und körperliche Angriffe in Ordnung sind, wenn man verärgert ist. Das Kind orientiert sich an ihnen, als sein Vorbild.

Sinnvolle Konsequenzen können sein:

  •  Darüber zu reden
  •  Sich zu entschuldigen / Spielzeug wieder zurück geben
  •  Auszeit nehmen
  •  Weniger oder gar kein Fernsehen
  •  Die Spielzeit beenden

Versuchen sie auf aggressives Verhalten, soweit es möglich ist, immer gleich zu reagieren. Je vorhersehbarer ihre Reaktion, desto schneller wird Ihr Kind dieses Muster erkennen und verstehen.

Bitte beachten Sie: Ihr Kind sollte nicht nur dann Aufmerksamkeit bekommen, wenn etwas falsch läuft, sondern vor allem auch dann, wenn es richtig reagiert!

Wenn es also zum Beispiel fragt, ob es auch einmal den Kugelschreiber nutzen darf, statt einfach danach zu greifen. Oder wenn es ein anderes Kind auf die Schaukel lässt, das schon länger gewartet hat.

Loben Sie Ihr Kind ausgiebig, wenn es etwas richtig macht. Menschen wie auch Tiere profitieren in enormen Maß von einem Lob und fühlen sich dadurch angespornt. Lob ist immer die bessere Wahl als Strafe. Seien Sie sich dessen bewusst und setzen Sie auf die positive Verstärkung.

Die gute Nachricht zum Schluss

Loben Sie Ihr Kind ausgiebig, wenn es etwas richtig macht oder sich sozial verhält.
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Die gute Nachricht lautet: Kinder entwachsen ihren Aggressionen – und zwar, je mehr es lernt, Probleme durch Worte statt mit Fäusten zu lösen. Zu beachten ist, dass Sie Ihrem Kleinen – je früher desto besser – zeigen, dass Reden und Verhandeln schnellere und bessere Lösungen bringen als an Haaren zu ziehen, zu treten und zu schlagen.

Zeigt Ihr Liebling über einen längeren Zeitraum ein aggressives Verhalten und fühlen Sie sich überfordert, sollten Sie nicht zögern und sich an einen Kinder- und Jugendpsychologen wenden. Denken Sie immer daran: Sie sind nicht allein mit Ihren Problemen und je früher man mit einer Therapie beginnt, desto besser sind die Prognosen dafür, dass sich Ihr Schatz zu einem unauffälligen Kind entwickelt.

Fazit

Jedes Elternteil wird früher oder später mit kindlichen Aggressionen behelligt werden. Selbige sind völlig normal und gehören zum Leben eines jeden Kindes dazu.

Macht man sich bewusst, dass sich kleine Kinder oftmals weder sprachlich gewandt ausdrücken können noch dazu in der Lage sind, ihre Emotionen zu beherrschen, wird einem durchaus klar, dass die Hilflosigkeit auch einmal in Wut umschlagen kann. Bei allem Verständnis jedoch müssen wir als Eltern jede Art von Aggression anderen gegenüber konsequent ansprechen und den kleinen Aggressor mit einfachen Worten zu verstehen geben, dass das Verhalten nicht angebracht ist. Spätere Entschuldigungen mit Ihnen zusammen lernen Ihrem Schatz das richtige Verhalten nach einer Entgleisung.

Der eine Sprössling legt nur sehr selten und beinahe zaghaft aggressives Verhalten an den Tag, ein anderer hingegen wird mehrmals täglich aggressiv und benötigt etwas mehr Nachdruck und auch einmal eine Strafe. Bei allem Tadel darf nur eines nie vergessen werden: Das Lob.

Das Loben ist eine Eigenschaft, die wir Erwachsenen beinahe alle zu selten ausüben. Ganz gleich ob es um das Loben unserer Kinder oder die Arbeit von unseren Kollegen geht: Lob bestärkt, tut gut, baut Selbstvertrauen auf und – kaum zu glauben – tut auch dem Lobenden nicht weh. Probieren wir also doch einfach, anderen öfters mal ein Lob auszusprechen – allem voran unseren Kindern.

Bilderquelle: photodune.com und Pexels

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