Die 3 wichtigsten Dinge, die bei der Fremdbetreuung schief gehen können

Eltern sollten sich über die Risiken der Fremdbetreuung bewusst sein

kind mit betreuung
Kinderbetreuung erfordert großes Engagement und Einsatz.

Natürlich bietet auch eine Fremdbetreuung nicht nur Vorteile, wenn sie auch für die meisten Eltern unabdingbar ist. Viele Erziehungsberechtigste müssen nach einem oder zwei Jahren nach der Geburt des Kindes wieder zur Arbeit gehen, einige sind noch kürzer zuhause, um sich anschließend wieder dem Beruf zu widmen.

Dennoch ist es für Eltern wichtig, um die Risiken der Fremdbetreuung zu wissen, denn jedem Elternteil muss klar sein, dass es für das oftmals noch sehr kleine Kind eine enorme Umgewöhnung ist, über Stunden hinweg von fremden Personen betreut zu werden.  Mit Umsicht und Gefühl seinem Kind und auch sich selbst gegebenüber, lassen sich ein paar Risiken besser umgehen. 

Wir stellen Ihnen in unserem Beitrag die drei ungünstigen Bedingungen vor, die oftmals dazu beitragen, dass sich Ihr Kind nicht wohl fühlt. Die Faustregel, die es ebenfalls zu beachten gilt, lautet: Je jünger Ihr Kind, desto mehr müssen Sie achtgeben.

Ein Kleinkind würde nie freiwillig in die tägliche Betreuung gehen

kinderhort statt tagesmutter?
Seien Sie sich bewusst, dass sich kein Kind freiwillig in die Fremdbetreuung begeben würde. Es geschieht, weil wir es so entscheiden.

Eines vorweg: Wir möchten in unserem Beitrag die Fremdbetreuung keinesfalls schlecht reden. Unsere Kleinen lernen im Kindergarten Kreativität, soziales Miteinander; sie können malen, basteln, turnen, singen, sich miteinander streiten oder erste Freundschaften knüpfen. Sie lernen, zuzuhören und still zu sitzen, den Umgang mit anderen Kindern und Erziehern/Erzieherinnen. Dies alles ist wichtig für die Entwicklung unserer Kinder.

Trotzdem muss man sich bewusst sein, dass sich kein Kind der Welt mit einer normalen Bindung zu seinen Eltern bis zu einem Alter von drei Jahren freiwillig in die Betreuung anderer Menschen begeben würde. Das bedeutet, dass sich unsere Kinder schlicht und ergreifend einfach damit abfinden müssen, zur Kita oder zur Tagesmutter gebracht zu werden. Hierzu eine kurze Studie:

Die Entfernung, die Kinder im zweiten Lebensjahr freiwillig zur Mutter oder der Hauptbezugsperson (in aller Regel die Mama oder der Papa) einnehmen, sind etwa sieben Meter.

Im dritten Lebensjahr sind dies nur 15 Meter und im vierten Lebensjahr 21 Meter.

Stellt man sich diese Zahl räumlich vor, würde ein Kind im Alter von vier Jahren lediglich ins Nachbarszimmer gehen, wo es jederzeit zur Mutter oder dem Vater zurück könnte. 

Natürlich gibt es unzählige Studien zur Fremdbetreuung von Babys und Kleinkindern. Meist ist die Quintessenz der Studien, dass Kinder keinen Schaden davontragen. Verschwiegen wird dabei jedoch häufig, dass Kinder in der Fremdbetreuung wesentlich häufiger krank werden und durch die Trennung von Mutter oder Vater täglich teils enormen Stress empfinden.

Die Gewöhnungsphase

Die Eingewöhnung in die Krippe oder den Kindergarten ist nicht nur für Kinder Stress pur. Erzieherinnen und Erzieher versuchen ihr Bestes, damit sich der Schützling so wohl wie möglich fühlt. Trotzdem brüllen die meisten Sprösslinge nach Leibeskräften, wenn die Bezugsperson den Raum verlässt. Dieses Verhalten führt unweigerlich dazu, dass sich beim betroffenen Elternteil große Verunsicherung einstellt und die Trauer des Kindes nur schwer auszuhalten ist.

Gerade der Eingewöhnungsphase wird oftmals zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ein grober Fehler, denn sie legt den Grundstein für ein vertrauensvolles Verhältnis. Bitte legen Sie als Elternteil großen Wert auf diesen wichtigen Schritt im Leben Ihres Kindes. Nehmen Sie sich Zeit (und ausreichend Urlaub, wenn nötig), um Ihren Schützling so behutsam wie möglich an seinen neuen Alltag zu gewöhnen.

Ist für die Gewöhnungsphase von Seiten der Tagesmutter oder der Kita nur eine sehr kurze Zeitspanne eingeplant, sollte Ihnen das bereits zu denken geben. Bestehen Sie auf ausreichend Zeit für die Eingewöhnung, sie ist von ganz entscheidender Bedeutung. Im Zweifel ist die Wahl einer anderen Tagesmutter oder einer Kindertagesstätte zu empfehlen.

Für Kinder ist die Gewöhnung an die neue Situation ein riesiger Schritt, den es langsam und behutsam zu bewältigen gilt. Ein nicht eingewöhntes Kind kann körperliche Beeinträchtigungen sowie Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. 

Die Eingewöhnung findet zu schnell statt

Am Anfang einer jeden Fremdbetreuung steht die Eingewöhnung. Dieser Phase sollte einiges an Zeit zugesprochen werden. Sie müssen Ihren Nachwuchs so lange begleiten, bis es sich vor Ort sicher fühlt und ein Vertrauensverhältnis zu seiner Betreuungsperson aufgebaut hat. In der Regel wird für diese Phase eine Zeit von rund drei bis sechs Wochen einkalkuliert. Oftmals brauchen die Kinder jedoch länger, um sich in der neuen Umgebung wohl und sicher zu fühlen.

Die Dauer hängt von einigen Faktoren ab: Der Typ Mensch spielt die größte Rolle, die Bindung an die Bezugsperson ist jedoch ebenfalls ein ganz entscheidender Faktor bei der Eingewöhnung. Ein weiterer ganz wichtiger Punkt ist die Entwicklungsphase Ihres Kindes. Ein etwa vier Monate altes Baby lässt sich im Vergleich zu einem einjährigen Kind verhältnismäßig schnell eingewöhnen.

Wirft man das Kind quasi „ins kalte Wasser“ und setzt es der neuen Situation zu schnell aus, löst dies bei Ihrem Kind viel Angst und Stress aus. Das Argument, dass das Kind da durch muss, ist in diesem Fall alles andere als angebracht. Natürlich muss der Nachwuchs da durch, die Frage ist nur, wie.

Ein Kind, das sich im Stich gelassen fühlt, trägt davon sehr oft Spuren wie Entwicklungsverzögerungen, übertriebene Ängstlichkeit, Irritationen bei den Bindungsbeziehungen und häufigen Erkrankungen davon. Als Eltern tragen wir die Verantwortung für unsere Kinder.

Kein Arbeitgeber der Welt kann wichtiger sein, als die psychische wie physische Unversehrtheit unserer Kinder. 

Tipps zur Eingewöhnungsphase auf einen Blick

  • Planen Sie ausreichend Zeit für die Eingewöhnung ein. Diese wichtigste Zeit der Eingliederung sollte natürlich beginnen, wenn Sie noch nicht zur Arbeit müssen. Im Zweifel gilt es, sich ausreichend Urlaub zu nehmen. Mit ausreichend sind mindestens vier Wochen gemeint. Es gibt Kinder, da dauert die Gewöhnung länger.
  • Bestehen Sie auf eine ausreichend lange Gewöhnungszeit. Winkt die Tagesmutter oder die Kita ab, sollten Sie ernsthaft über eine andere Betreuungseinrichtung nachdenken.
  • Tun Sie Zeichen der Frustration und des Unwohlseins Ihres Kindes nicht einfach ab. Nehmen Sie die Ängste und Sorgen Ihrer Kinder ernst, vor allem, wenn es plötzlich auftretende Ängste sind. Sprechen Sie mit den Betreuungspersonen, woran es liegen könnte und beobachten Sie genau.
  • Vergessen Sie nicht: Die Eingewöhnung in den neuen Lebensabschnitt ist ein Meilenstein im Leben Ihres Kindes. Er kann Vertrauen zu Ihnen stärken, jedoch auch zerstören.

Die Betreuungszeiten sind zu lang

Wie wir bereits erfahren haben, bedeutet jede Minute ohne seine Eltern für ein kleines Kind in erster Linie Stress. In der Eingewöhnungsphase ist dieser Stress am höchsten, anschließend zwar wesentlich geringer, aber dennoch noch deutlich messbar. Der Stresspegel lässt sich anhand des Cortisolwertes im Speichel und anhand des Herzschlags messen.

Fest steht: Je jünger ein Kind, desto empfindlicher reagiert es auf Stress. Natürlich verringert eine gute und einfühlsame Betreuung diesen Stress. Dennoch kann man davon ausgehen, dass ein kleines Kind, das viele Stunden außer Haus verbringt, höheren Risiken ausgesetzt ist, dass die sozioemotionale Entwicklung darunter leidet.

Eine weitere große Rolle spielt natürlich die Persönlichkeit Ihres Kindes. Ein Kind mit einem starken Bindungsbedürfnis leidet unter einer Trennung stärker, sehr scheue Kinder hingegen halten sich in fremden Umfeld noch mehr zurück und haben daher größere Schwierigkeiten, aus sich heraus zu kommen und ihre Persönlichkeit zu entfalten.

Oft wird Eltern eingeredet, es mache überhaupt nichts aus, ob das Kind eine Stunde länger oder kürzer in der Kindertagesstätte oder bei der Tagesmutter ist. Es macht eben doch etwas aus, ob das Kind bei seiner Mutter oder seinem Vater ist oder nicht. Lassen Sie sich daher nicht einreden, es sei gleichgültig, wo sich ihr Schützling befindet. Ein Kind möchte in erster Linie zu seiner Bezugsperson. Welchem Elternteil kann es gleichgültig sein, ob sein Kind mehr Bezug zu seiner Erzieherin/seinem Erzieher aufbaut, als zu einem selbst?

Tipp: Halten Sie die Betreuungszeiten daher gerade zu Beginn zu kurz wie möglich. Die Zeiten lassen sich erst nach und nach verlängern und sollten ihrem Kind nie das Gefühl geben, abgeschoben zu werden, weil es Zuhause nicht erwünscht ist.

Die Betreuungsqualität ist mangelhaft

Last but noch least ist die Betreuungsqualität zu nennen. Sie ist das größte Risiko bei der Fremdbetreuung. Ungenügend ausgebildete Erzieher/innen, häufiger Wechsel der Erzieher/innen, uneinfühlsame Betreuungspersonen, ein schlechter Betreuungsschlüssel etc. sind nur einige der Faktoren, die in Verbindung mit einer mangelhaften Betreuungsqualität zu nennen sind. Diese führen unweigerlich dazu, dass die Bedürfnisse von Babys und Kleinkinder nicht erfüllt werden können.

Im Falle, dass es den Betreuungspersonen nicht gelingt, ein gestresstes Kind aufzufangen, wird sich der Stress für dieses Kind noch verstärken. Die Fähigkeit, seine Emotionen selbst zu regulieren, bildet sich erst sehr viel später aus. Erfährt ein Kind also keine Zuwendung oder einfühlsame Rückmeldung auf bestimmtes Verhalten, dann lernt es, dass man sich Aufmerksamkeit durch provozierendes, angepasstes oder unterordnendes Verhalten verdienen muss.

Wenngleich die meisten Kindertagesstätten wie Betreuungsstätten durch Tagesmütter und -väter gut sind, so gibt es dennoch einige schwarze Schafe. Sehen Sie sich den Betreuungsplatz unbedingt mehrmals an, bevor Sie Ihr Kind anmelden. Sprechen Sie mit den Beschäftigten, erfragen Sie das Konzept (siehe aus Fragen, die Sie einer Tagesmutter oder Kinderkrippe stellen sollten) und vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl.

Nehmen Sie ruhig Ihr Kind mit zum Schnuppern: Schon anhand der ersten Reaktionen erfahren Sie viel über das Wesen Ihres Kindes. Möchte es gleich mitspielen, ist es sehr zurückhaltend und scheu, hat es Angst vor jemanden usw.

Übrigens: Genau wie bei uns Erwachsenen gibt es auch bei Kindern Sympathie und Antipathie gegenüber unseren Mitmenschen. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Tagesmutter/die Erzieherin deshalb ein schlechter Mensch sein muss. Dennoch sollte die Chemie zwischen Betreuungsperson und Kind stimmen.

Für Sie als Mutter/Vater heißt das, zu handeln, wenn Sie feststellen, dass Ihr Kind die ihm zugeteilte Betreuungsperson schlicht nicht mag. Gerade bei der Wahl der Tagesmutter ist die Sympathie ein entscheidender Faktor, da es keine weiteren Bezugspersonen für Ihren Liebling gibt.

Last but not least sollten Sie natürlich auch selbst von der Person/den Personen, denen Sie Ihren Nachwuchs anvertrauen, überzeugt sein. Wenn ein vertrauensvolles Fundament gelegt ist, entwickelt sich der Rest meist von selbst.

Fazit

Gute Betreuung ist das A und O! Seien Sie stets aufmerksam gegenüber Ihrem Kind.

Leicht kann eine gut gemeinte Betreuung kleiner Kinder oder Babys ins Gegenteil umschlagen. Es liegt also in der Hand der Eltern, die Betreuung des Kindes durch verschiedene Faktoren erfolgreich zu gestalten. Schauen Sie sich die Betreuungspersonen genau an, stellen Sie viele Fragen, lassen Sie Ihrem Kind die Zeit, die es zur Eingewöhnung braucht.

Wenn Ihnen Ihr Nachwuchs von schlechten Erfahrungen berichtet oder beginnt, sich im negativen Sinn zu verändern, sollten Ihre Alarmglocken schrillen. Die Zeit, die ein Kind zusammen mit Gleichaltrigen unter der Obhut von ausgebildeten Betreuungspersonen verbringen darf, sollte eine gute Zeit der persönlichen Entwicklung und einfühlsamer Erziehung sein. Zu oft hört man von enormen Misständen in Betreuungseinrichtungen – ganz gleich ob bei Tageseltern oder in Kindertagesstätten. So etwas darf es nicht geben.

Seien Sie aufmerksam gegenüber Ihrem Kind und reagieren Sie sofort, wenn sich die Dinge negativ entwicklen. Ein „aber ich muss doch zur Arbeit“ darf nie als Ausrede Ihrem Kind gegenüber herhalten.

Halten Sie – falls es Ihnen beruflich möglich ist – die Betreuungszeiten verhältnismäßig kurz. Dies gilt vor allem zu Beginn des Eintritts in die Kita oder der Tagesmutter. Je langsamer und beständiger sich ein Kind an den Alltag in einer Betreuungseinrichtung gewöhnen kann, desto stressfreier gelingt im die Bewältigung des Alltags.

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