Kindernamen – was sie bewirken und was nicht

Nomen est omen – besonders im Bereich der Kindervornamen. Psychologen haben festgestellt, dass jeder Name im kollektiven Bewusstsein mit bestimmten Charaktereigenschaften verbunden wird. Die Erwartungshaltung der Mitmenschen beeinflusst auf diese Weise unter Umständen den Lebensweg des Namensträgers. Eltern, die sich zwischen Herbert und Leon nicht entscheiden können, sollten die folgenden Informationen berücksichtigen.

Was können Vornamen bewirken?

Welchen Beruf werden ein Justin oder eine Jacqueline später einmal ausüben? Wahrscheinlich antworten die wenigsten Menschen auf diese Frage: Manager in einem multinationalen Konzern. Manche Namen scheinen in unserer Vorstellung fest mit einem höheren oder niedrigeren Intelligenzquotienten assoziiert zu sein – ohne dass wir je einen Träger des betreffenden Namens persönlich kennengelernt hätten.

Auch Erzieher und Lehrer können sich von derartigen Vorurteilen nicht freimachen: In ihrem Kopf blüht Kevin ein Dasein als Automechaniker, während Alexander und Maximilian auf dem besten Wege sind, die DAX-Vorstände zu erobern. Mit welchen Charaktermerkmalen die Mehrheit der Menschen einen Vornamen verbindet, ist in einem sogenannten Onogramm dokumentiert:

  • Diese Namen gelten als leistungsschwach: Kevin, Chantal, Angelina, Mandy, Maurice und Justin haben es in der Schule schwer. Sie gelten bei Lehrern und Erziehern von vornherein als unterdurchschnittlich intelligent.
  • Das sind die Intelligenzbestien: Klassische Namen wie Charlotte, Sophie, Marie, Hannah, Maximilian, Alexander, Lukas, Simon und Jakob werden in der Schule als leistungsstark angesehen. Auch Vornamen mit religiösem oder historischem Background werden mit Intelligenz assoziiert: z.B. Constantin, Elias, Julius, Raphael oder Samuel.
  • Sag mir, wie Du heißt, und ich sage Dir, wo Du herkommst: Hinter traditionellen Vornamen wie Friedrich, Antonia, Jonathan, Franziska und Emilia vermuten Lehrer meist ein Elternhaus aus Akademikern. Modenamen wie Taylor, Brooklyn und Cheyenne wähnt man vor allem in den bildungsfernen Gesellschaftsschichten.
  • Attraktiv und erfolgreich in die Zukunft: Laut Forschung gelten Männer als besonders attraktiv, wenn in ihren Vornamen die Vokale E und I dominieren, wie in Felix und Oliver. Frauen wirken hingegen besonders anziehend, je häufiger die Vokale A und U in ihren Namen vorkommen, z.B. Frauke und Laura.

Menschen mit einfach auszusprechenden Namen werden gemäß Studien von ihrer Umgebung bevorzugt. Ist der Anfangsbuchstabe des Namens am Anfang des Alphabets angesiedelt, hat der Namensträger statistisch bessere Chancen bei Auswahlverfahren an renommierten Schulen oder Universitäten. Zuletzt wählen wir tendenziell gar lieber einen Arbeitgeber, der unseren Initialen entspricht: Anne arbeitet demnach häufiger für die Allianz und Michael lieber für Mercedes.

Welche Vornamen sind sonderlich beliebt?

Zwar gibt es keine amtliche Vornamensstatistik in Deutschland, doch der Hobby-Namensforscher Knud Bielefeld ermittelt jährlich die Favoriten. Aus 196.158 Geburtsmeldungen – das entspricht 26 Prozent der geborenen Babys – erstellte er für das Jahr 2016 folgende Hitliste:

Rang Mädchen Jungen
1 Mia Be
2 Emma Paul
3 Sophia Jonas
4 Hannah Elias
5 Emilia Leon
6 Anna Finn / Fynn
7 Marie Noah
8 Mila Luis / Louis
9 Lina Lukas
10 Leah Felix

Diese Namen decken sich zumindest teilweise mit einer Topliste der beliebtesten Jungennamen, die auf einigen Online-Portalen regelmäßig aktualisiert werden.

Aufsteiger, Absteiger, Neueinsteiger

Von 2015 auf 2016 konnten einige Namen in der Beliebtheitsstatistik den größten Sprung nach oben verzeichnen. Bei den Mädchen sind das: Jella, Defne, Soraya, Annemarie, Malou, Luzie, Anouk, Alia, Enisa, Eliza, Lydia, Sunny und Wilma. Bei den Jungen haben insbesondere Samir, Leano, Ismail, Aras, Wilhelm und Amar an Beliebtheit gewonnen.

Am stärksten in der Gunst der Eltern gefallen sind dagegen folgende Mädchennamen: Cecilia, Gloria, Ann, Svenja, Joy, Talea, Betty, Ashley, Charlie, Ilayda, Maren und Salome. Was die Jungennamen anbelangt, verloren diese die meisten Plätze in der Statistik: Samu, Jim, Marlo, Ansgar, Veit, Mirco, Giuliano, Finn und Johnny.

Ganz neu in den Top 500 der deutschen Vornamen tauchten im Jahre 2016 auf: Die Mädchennamen Jolene, Ylva, Lavin, Elis, Eliz, Michaela, Nova, Lieke, Ophelia und Skadi. Bei den Jungs hießen die Neuzugänge Ivan, Nael, Phileas, Hektor, Noar, Antony, Jarik, Rune, Abdullah und Kacper.

Tipps für Eltern bei der Namenswahl

Bevor Eltern sich spontan für einen Vornamen entscheiden, sollten sie vorab sein Image recherchieren:

  • Der Name als erster Eindruck: Kaum hören wir einen Namen, haben wir uns auch schon ein Bild der Person gemacht – ohne sie jemals gesehen zu haben. Eltern sollten sich vergegenwärtigen, dass sie ihrem Nachwuchs per Vornamen quasi eine Visitenkarte mit in die Wiege legen. Per Blick auf das Onogramm lässt sich feststellen, was ein Name aktuell für einen Eindruck auf das Gros seiner Mitmenschen macht. Ein Jochen wird allgemein für sehr maskulin, groß und zuverlässig gehalten, wirkt aber alt, unsportlich und unattraktiv. Ben hingegen ist in unserer Vorstellung jung, sympathisch und sportlich. Die Bewertungen der Vornamen sind dabei durchaus dynamisch: Mias Image ist seit 2007 stetig gewachsen, während Paul heute etwas weniger intelligent erscheint als noch vor fünf Jahren.
  • Zeitgeist-Namen: Für den Moment wirken moderne Namen auf die Hörer besonders dynamisch, jung und erfolgreich. Allerdings laufen die Modenamen von heute Gefahr, die besonders altbackenen Namen der Zukunft zu werden. Taylor und Justin klingen in 40 Jahren wahrscheinlich antiquiert und verleihen ihren Trägern ein rückständiges Image. Mit zeitlosen Vornamen wie Claudia, Anna, Alexander und Michael können Eltern kaum etwas falsch machen.
  • Ausgefallene Namen – Fluch oder Segen? – Mit unaussprechlichen oder skurrilen Vornamen tun Eltern ihrem Nachwuchs zumindest im schulpflichtigen Alter keinen Gefallen. Das deutsche Namensrecht gibt als Richtlinie vor, dass am Name das Geschlecht des Kindes eindeutig erkennbar sein muss – bei einem Unisex-Vornamen muss ein zweiter Vorname die Geschlechtszugehörigkeit verdeutlichen. Zwar besteht die Richtlinie, dass ein Name seinen Träger nicht der Lächerlichkeit preisgeben darf, allerdings verschwimmen die Bewertungskriterien. Christmas, Pumuckl und Winnetou wurden als Vornamen gestattet; Pfefferminze, Teufel und Univers nicht. Verboten sind zudem Markennamen, sofern sie nicht auf Eigennamen beruhen, wie bei Mercedes der Fall. Kinder dürfen keine Ortsnamen tragen, außer sie haben sich aus dem fremdsprachlichen Raum als Vorname hierzulande eingebürgert. Eltern können ihren Nachwuchs demnach Brooklyn nennen, jedoch nicht Oer-Erkenschwick.

Fazit

Rihanna, Britney oder Pharell – Eltern sollten sich bei der Namenswahl nicht von der Mode mitreißen lassen. Immerhin prägt ein Vorname entscheidend unser Image bei unseren Mitmenschen. Wer sein Kind gern mit einer extravaganten Namenswahl von der Masse abheben möchte, sollte es mit einem klassisch klingenden zweiten Vornamen bedenken, auf den es zur Not „ausweichen“ kann.

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